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Digitale Köpfe: Mathias Kutt
Mathias Kutt ist Produktentwickler bei Heinze. Das Unternehmen ist seit 50 Jahren Deutschlands führender Informationspartner für Bau- und Ausstattungsprodukte.
FORMLINER
Wie geht ihr Unternehmen mit dem Thema BIM um?
MATHIAS KUTT
Für Heinze hat das Thema in den vergangenen zweieinhalb Jahren stetig an Bedeutung gewonnen. Wir wurden immer häufiger von Kunden angesprochen und gefragt: „Muss ich da mitmachen?“. Deshalb haben wir beschlossen, uns zu positionieren. Ende 2015 haben wir eine Beta-Plattform für den Austausch von BIM-Objekten eingerichtet und sie Anfang des Jahres mit zwei Marketingaktionen stärker beworben.
FORMLINER
Wie wurde die Plattform angenommen?
MATHIAS KUTT
Etwas zögerlicher als wir uns gewünscht hätten. Wir werten gerade eine Online-Umfrage unter unseren Nutzern aus. Für uns steht fest, dass das Thema kommt und wir uns engagieren wollen. Aber nach wie vor gilt, dass die breite Planerschaft noch nicht so BIM-affin ist.
FORMLINER
Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
MATHIAS KUTT
Einerseits an der Definition: BIM ist kein neues CAD-Format, sondern ein Prozess zum digitalen Datenaustausch. Das ist vielen Planern immer noch nicht richtig bewusst. Andererseits steht hinter BIM auch eine teure Technologie: Das CAD-System braucht ein deutliches Update, das schnell 7000 bis 8000 Euro kostet. Demgegenüber steht ein zunächst vermeintlich geringer Nutzen: Nicht bei jedem Projekt kann BIM im vollen Umfang mit allen Beteiligten eingesetzt werden, weil Fachplaner oder andere Partner noch nicht mit den gleichen Standards arbeiten. Dann hat man ein dreidimensionales Modell, das noch nicht voll nutzbar ist.
FORMLINER
Beim Blick ins Ausland wird Großbritannien oft gelobt. Was haben die Briten anders gemacht?
MATHIAS KUTT
Die britische Regierung hat den digitalen Datenaustausch für die Baubranche zur Pflicht gemacht. Dort wird jetzt fleißig Prozessoptimierung betrieben. In Deutschland gibt es keine Verpflichtung zu BIM, einzig den Stufenplan des Verkehrsministeriums. Er soll BIM bis 2020 für Bauvorhaben im Verkehrswesen etablieren.
Dass die Pflicht in Großbritannien greift, liegt an einem entscheidenden Unterschied: Die Planerlandschaft auf der Insel besteht aus überwiegend großen Gesellschaften, in denen alle Disziplinen vorhanden sind – Statiker, Bauphysiker usw. Die haben einmalige Investitionskosten und können BIM dann auf allen Schnittstellen ausrollen und als Gesamtlösung nutzen. In Deutschland haben wir hingegen zigtausend Kleinbüros mit durchschnittlich 1-4 Mitarbeitern. Für die ist die BIM-Einführung eine große Investition. Außerdem ist aufgrund dieser zersplitterten Planerlandschaft der Wettbewerbsgedanke stärker als der Glaube an einen gemeinsamen Benefit.
FORMLINER
Wie kann BIM in Deutschland Ihrer Meinung nach besser etabliert werden?
MATHIAS KUTT
Mit Blick auf die erwähnte kleinteilige Planerlandschaft glauben wir, dass der Anstoß von der Bauherrenschaft kommen muss. Viele große Auftraggeber wie BMW oder Siemens verlangen von Architekten bereits, dass ihre Projekte mit BIM geplant werden. Wenn Bauherren diesen Wunsch an ihre Planer herantragen, ist es auch notwendig, dass sie dafür ein Budget zur Seite stellen.
Auch die CAD-Softwarehäuser müssen sich dem Thema noch weiter öffnen und standardisierte Datenformate für BIM akzeptieren und nutzen. Viele Hersteller stehen zudem vor der Frage, wie sie Dateien für die BIM-Plattform überhaupt generieren. Wie kreiert zum Beispiel ein Türenhersteller BIM-Files, die Maße, Preise und dreidimensionale Modellzeichnungen seiner Türen enthält? Da geht es nicht nur um Software, sondern auch um Knowhow. In diesem Bereich tun sich unserer Meinung nach neue Geschäftsfelder für Dienstleister auf, die Produktdatenbanken der Hersteller als BIM-Files anlegen und katalogisieren.