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Architekt:innen fragen

FORMLINER lässt Architekten einander in die Karten schauen: Torben Wadlinger von gup Architekten befragt Julia Mann von COMPENDIUM BIM + Kybernetik zu ihrer Rolle als BIM-Managerin.

WADLINGER

Frau Mann, Sie waren vor Ihrer Tätigkeit als BIM-Managerin als Architektin beschäftigt. Wann wussten Sie, dass Sie sich verändern wollten und wie kamen Sie zu Ihrem jetzigen Arbeitgeber?

 

Mann

Ich bin mit großen Vorbildern und Erwartungen in den Beruf eingetreten. Mir war bewusst, dass sich Aufgaben und Teilbereiche der Architektur im Laufe der Geschichte stets an gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen angepasst haben. Im Berufsleben fiel mir dann schnell auf, welchen enormen Informations- und Dokumentationsaufwand es bei Projekten mittlerweile gibt.

In meinem ersten BIM-Projekt wurde mit den beteiligten Fachbereichen vereinbart, einen erfahrenen externen BIM-Gesamtkoordinator hinzuzuziehen. Ich fand die tägliche Planung und die übergeordneten Prozesse besonders spannend: Den Informationsfluss, die Dokumentation und die fachübergreifende Abstimmung zusammenzudenken und zu optimieren. Mir wurde schnell klar, dass ich ein solches Vorhaben nicht zusätzlich zum Tagesgeschäft verfolgen konnte. Außerdem wollte ich mich dem Thema BIM umfassend widmen. Das Unternehmen COMPENDIUM wurde 2018 mit genau diesem Fokus gegründet, also war der Wechsel dorthin für mich ein logischer Schritt.

WADLINGER

In Ihrer Doppelrolle als BIM-Managerin/Koordinatorin müssen Sie Architekt:innen, Fachingenieur:innen, Bauherr:innen und Generalunternehmer:innen koordinieren. Für die meisten Beteiligten ist ein digitaler BIM-Prozess eine neue Erfahrung. Wie nehmen Sie diese Umbruchsituation wahr und wie gehen die Beteiligten Ihrer Erfahrung nach damit um?

Mann

Wenn ich in ein Projekt einsteige, erlebe ich unterschiedlichste Ausgangsszenarien. In einzelnen Projekten beginnt der BIM-Prozess vor dem Planungsbeginn. Die Vorteile des BIM-Prozesses zeigen sich dann ab Leistungsphase 2: Abstimmungen werden beschleunigt und Probleme sichtbar, wenn diese noch gut und ohne signifikanten Kosten- oder Zeitaufwand gelöst werden können.

Fehlende BIM-Erfahrung von Beteiligten kann ohne große Schwierigkeiten ausgebaut werden: alle wachsen im Prozess mit.

Andere Projekte starten erst ab Leistungsphase 3 mit BIM. Teilweise müssen bereits modellierte Bereiche an die Anforderungen des BIM-Prozesses angepasst oder neu erstellt werden. Hierbei erlebe ich den ein oder anderen Frustmoment bei den Beteiligten. Aber auch in diesem Szenario erlangen die Mitwirkenden weitreichende Erfahrungen in BIM und erleben schnell die höhere Planungsqualität der eigenen Leistung und die der anderen.

WADLINGER

Die Coronakrise ist eine besondere Herausforderung und hat mit Sicherheit auch die Planungsbesprechungen verändert. Sie leben in Hamburg, Ihre Arbeitsstelle ist aber in Frankfurt. Wie hat sich die Zusammenarbeit im Team verändert?

Mann

Vor der Coronakrise bin ich mindestens zwei Tage die Woche gereist. Dadurch blieb weniger Zeit für die Fragen der einzelnen Beteiligten. Mit der Umstellung auf Besprechungen per Videokonferenz kann ich sagen: Jedes Projekt hat ausnahmslos profitiert. Jeder Teilnehmer kann seinen Bildschirm teilen und mit der eigenen Software präsentieren. So sind stets alle Informationen zugänglich. Auch nach der Coronakrise werden digitale Planungsbesprechungen meiner Meinung nach ein wichtiger Teil des Abstimmungsprozesses bleiben, der sich dadurch enorm weiterentwickeln wird.