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Digitale Köpfe: Boris Peter
Boris Peter ist Geschäftsleiter beim Ingenieursbüro Knippers Helbig Advanced Engineering. Das Unternehmen ist auf Tragwerks- und Fassadenplanung spezialisiert und hat Büros in Stuttgart, New York und Berlin.
FORMLINER
Wieso ist BIM heutzutage so wichtig?
BORIS PETER
BIM ist heutzutage noch nicht wichtig genug. Es werden in Deutschland erste Pilotprojekte mit der BIM-Methode umgesetzt, aber das ist die Ausnahme. Die Digitalisierung im Bauwesen ist in Deutschland in aller Munde, da die Bundesregierung aufgrund von Kosten- und Terminproblemen bei deutschen Großprojekten unter anderem BIM als Lösungsansatz erkannt hat. Für mich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich Gebäudemodelle als Standard etabliert haben werden.
In interdisziplinären Planungsprozessen können die Bündelung aller relevanten Projektinformationen in einer Gebäudedatenbank, eine kollisionsfreie Ausführungsplanung durch regelmäßige Kollisionsprüfung und effiziente Kommunikationsmethoden der Schlüssel zum Erfolg sein. BIM als Planungsmethode ist dabei wichtig, aber noch wichtiger wird es sein, die bestehenden Arbeitsprozesse neu zu definieren, in Planungsteams wieder direkter miteinander zu kommunizieren, ohne unnötigen Formalismus pflegen und ineffiziente Planungsbesprechungen in großen Gruppen abhalten zu müssen. BIM als Methode kann der Anstoß zu einem dringend notwendigen generellen Paradigmenwechsel im Bauwesen sein.
FORMLINER
Was bedeuten digitale Prozessketten konkret für das Berufsfeld des Planers?
BORIS PETER
Jeder Planer erstellt Fachmodelle, die dann zu Koordinationsmodellen zusammengeführt und auf Kollisionen überprüft werden. Im täglichen Arbeiten werden Planungsänderungen in einem digitalen Planungsprozess nicht mehr durch händische Eintragungen in 2D-Plänen als PDF-Datei oder 2D DWG-Datei kommuniziert, die dann in derselben Form kommentiert oder eingearbeitet werden, sondern man verschickt beispielsweise die Verschiebung einer Türöffnung als kleine 3D-Datei, die nur diese Änderung enthält und die direkt in das 3D-Gebäudemodell eingelesen und visuell im Gebäude überprüft werden kann. Die Änderung kann dann einfach angenommen, kommentiert und abgelehnt werden.
Wir diskutieren in unseren BIM-Projekten direkt am Bildschirm mit den Architekten und Fachplanern. Dabei ist es zum Glück nicht mehr immer nötig gemeinsam am Tisch zu sitzen. Über moderne Konferenzsysteme kann man nicht nur die Gesprächspartner sehen und mit ihnen sprechen, sondern man kann sich auch gegenseitig auf die Bildschirme schauen. Das spart nicht nur Reisezeit und führt damit zu einer kosteneffizienteren Projektabwicklung, sondern wirkt sich auch noch positiv auf den CO2-Footprint aus.
FORMLINER
Was würden Sie einem Fachkollegen raten, der versucht, seine Arbeitsprozesse auf BIM umzustellen?
BORIS PETER
Einfach loslegen! Dabei stetig kleine Schritte machen und nicht die Erstinvestition scheuen. Wir haben bei Knippers Helbig Advanced Engineering zunächst an einem Projekt eine BIM-fähige Software eingesetzt, eine Lizenz gekauft. Es ging damals zunächst nur um die Umstellung auf eine elementbasierte CAD-Software. Mittlerweile werden alle unsere Projekte damit bearbeitet und selbst wenn die Kunden nicht danach fragen, probieren wir in jedem Projekt etwas Neues aus. So sind wir gewappnet für zukünftige Projekte.
FORMLINER
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen oder Hemmnisse für die Digitalisierung des Bauens?
BORIS PETER
Wesentlich wird sein, dass die Schnittstelle zwischen den verschiedenen Programmen gut funktioniert und der Markt offen bleibt. IFC kann ein solches Datenformat sein. Wichtig wird auch sein, dass wir es nicht zulassen, dass unsere praktischen Arbeitsprozesse vom Formalismus enger Normen bestimmt werden. Die Regeln sollten Freiraum zur Selbstbestimmung zulassen.
FORMLINER
Blick in die Zukunft: Wie planen Sie 2030 Ihre Projekte?
BORIS PETER
Wir werden in den frühen Entwurfsphasen weiterhin von Hand skizzieren, aber danach alles am 3D-Modell betrachten. Die virtuelle Planung werden wir mit dem realen Bauwerk am Tablet überlagern und so auch Mängel auf der Baustelle korrigieren. Viele unserer Prozesse werden koordinierter und kollisionsfrei ablaufen. Bauteile werden vom Roboter oder vom 3D-Drucker direkt aus den Planungsdaten gefertigt und von Elektrofahrzeugen zur Montage auf die Baustelle geliefert.