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Architektur-Beton: Sonderwünsche willkommen

Bei individuellen Gestaltungswünschen legt das Team der hauseigenen Form- und Modellbauabteilung richtig los: Im Zusammenspiel aus hochmoderner Technik und traditionellem Handwerk entsteht das Modell, nach dem später die Matrize geformt wird. Ein Bericht aus der Werkstatt.

Erst ist da der Geruch nach Holz und Leim. Dann fällt der Blick auf die Werkbänke. Und schließlich hört man die Fräsmaschine dröhnen. Mitten auf dem RECKLI-Werksgelände befindet sich die hauseigene Formen- und Modellbauwerkstatt, in der sich alles um Holz dreht statt um Gummi und Beton. Schließlich kann ohne Modell keine Matrize geformt werden.

»Wir sind eine komplett ausgestattete Schreinerei und beschäftigen Schreiner, Tischler und Modellbauer«, erklärt Volker Urmoneit. Er verantwortet gemeinsam mit Sven Kosjak den Modellbau: Kosjak bespricht die Gestaltungsideen mit den Architekten, erstellt Zeichnungen und kalkuliert zusammen mit Urmoneit den Zeit- und Arbeitsaufwand. »Die Kunden sind oft überrascht, was wir alles möglich machen können«, sagt Kosjak. »Schriftzüge müssen zum Beispiel gar nicht zentimetertief gefräst werden. Da reichen schon 5 bis 10 Millimeter, um herausragende optische Effekte zu erzielen.« Ob Schriftzüge, Ornamente, Wappen oder Fantasiestrukturen: Das Team der Abteilung setzt mit dem nötigen Händchen fürs Detail jeden Kundenwunsch um.

Sobald die Idee steht, übergibt Kosjak die Zeichnungen an Urmoneit. Im ersten Schritt kommt dann automatisierte Technik zum Einsatz: Die hochmoderne CNC-Fräse fräst das Modell in einen Plattenwerkstoff. Bei einfacheren Mustern reichen MDF-Platten, wie man sie aus dem Baumarkt kennt. Für detailliertere und sehr kleinteilige Strukturen kommen CDF-Platten zum Einsatz, die einen höheren Harzanteil haben und dadurch härter sind, sodass Ecken und Kanten nicht ausbrechen. Geschützt von einer Lichtschranke frisst sich die CNC-Fräse bis zu acht Stunden millimeterweise durch das Holz, bis die Zeichnung in den Plattenwerkstoff übersetzt ist.

Weil die Spuren der CNC-Fräse mit bloßem Auge erkennbar sind und das Elastomer für die Matrizen jede Erhebung abbildet, muss das Modell anschließend geschliffen werden. Flächen, Kanten, Nähte und Fugen werden geglättet. Und wieder gilt: je detaillierter die Struktur, umso mehr Handarbeit ist gefragt. Einige Modelle werden aus mehreren Teilen zusammengesetzt und präzise miteinander verleimt, damit die Matrize später keine Anschlüsse oder Fugen abbildet.

Das fertige Modell wird dem Kunden präsentiert, der dafür oft ins Werk eingeladen wird. Urmoneit erlebt häufig die Überraschung der Auftraggeber angesichts des Detailreichtums: »Man sieht richtig, wie ihnen bewusst wird, wie viel Handwerksleistung da drinsteckt«, erzählt er stolz. Wenn letzte Details besprochen sind, folgt die letzte Phase der Fertigung. Eventuelle Änderungswünsche werden umgesetzt. In der angrenzenden Lackierkammer wird das fertige Modell mit einem Lack besprüht, der die Oberfläche versiegelt und glättet.

Dann wird das Positiv mit einem Schalrahmen versehen und in die Fertigungshalle transportiert, wo schließlich die Matrize entsteht. Dazu wird flüssiges Elastomer auf das Modell gegossen. Nach Aushärtung des Kunststoffes kann die Form im Fertigteilwerk oder vor Ort auf der Baustelle verwendet werden. Sie wird in die Schalung eingebracht und mit Beton ausgegossen. Die hohe Elastizität der Matrize ermöglicht eine detailgetreue Strukturwiedergabe sowie einfaches Entschalen.

Fotos: J. Konrad Schmidt