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Graue Wand – das war einmal

Seit mehr als 45 Jahren ist RECKLI im Geschäft. Mit Pioniergeist, hohen Qualitätsansprüchen und Mut zur Veränderung ist das Unternehmen zum hidden Champion der Branche aufgestiegen. Ein Gespräch mit RECKLI-Geschäftsführer Dr. Bernd Trompeter.

Geschäftsführer Dr. Bernd Trompeter

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In zwei Sätzen: Was macht RECKLI aus?

RECKLI ist der Spezialist für Architekturbeton und steht seit mehr als 45 Jahren für Gestaltungsfreiheit bei der Formgebung von Beton. Wir stellen höchste Ansprüche an Design und Individualität und sind Partner von Planern und Architekten auf der ganzen Welt.

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Ein Selbstverständnis, das über Jahre entstanden ist?

Richtig. Wir sind uns unserer Herkunft sehr bewusst und stolz auf das, was wir bisher geleistet haben. Uns begeistert noch immer die Gründungsidee von RECKLI: Mit einer elastischen Matrize Beton zu strukturieren. Unsere Matrizen eröffnen Planern und Architekten ganz neue Gestaltungsspielräume. Graue Wand – das war einmal. Die Ansprüche an Architekturbeton haben sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Da müssen wir technisch Schritt halten. Nur so können wir unserem Anspruch gerecht werden, dem Kunden das perfekte Ergebnis zu liefern. Deshalb ruhen wir uns nicht auf unseren Erfolgen aus, sondern blicken nach vorn. Dazu gehört, dass wir unsere Produkte permanent weiterentwickeln. Für uns bedeutet es aber auch, dass wir Trends nicht nur mitmachen, sondern sie auch selbst setzen wollen.

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Woher kommt dieser Anspruch an Innovation und Inspiration?

Das ist im Prinzip der Gründungsgedanke von RECKLI. Die Unternehmer Hans-Jürgen Wiemers und Franz Ernst suchten nach einem Weg, Betonsichtflächen mithilfe elastischer Kunststoffe zu strukturieren, um so auch anspruchsvolle Designs realisieren zu können. Sie waren von ihrer Idee überzeugt und haben damals so lange experimentiert, bis sie die richtige Zusammensetzung des Kunststoffes gefunden hatten. Die Matrizen mussten stabil genug sein, um den Werkstoff Beton zu formen und gleichzeitig elastisch genug, damit man sie leicht entschalen kann und der Einsatz wirtschaftlich bleibt. Nachdem die richtige Rezeptur gefunden war, wurden erste Designs entwickelt. Wiemers und Ernst sind mit rund zehn Strukturen gestartet, die Holz und Putz nachempfunden waren. Auch erste Rippen-Strukturen waren im Angebot. Zu unseren ältesten Designs zählen ›Altmühl‹, ›Marne‹ und ›Havel‹. Mit denen wurde vor der Haustür Werbung gemacht. Wiemers und Ernst sind damals mit einem Imagefilm durchs Ruhrgebiet gefahren und haben die Matrizen Architekten und Fertigteilwerken vorgestellt. Die waren schnell begeistert: Da kamen zwei Leute mit einem tollen Produkt, noch dazu einfach in der Handhabung. Dieser innovative Geist treibt uns bis heute an.

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Wie beeinflusst der Gründungsgedanke die Entwicklung von RECKLI?

Die Lust an der Herausforderung ist ein Leitmotiv unserer Arbeit. Deshalb bieten wir nicht nur mehr als 250 verschiedene Designs für Standardmatrizen an, sondern lassen unseren Kunden viel Spielraum für individuelle Designs. Entweder mit unseren 3D-Matrizen, der Fotogravur-Technik oder den artico-Folien und verschiedenen Möglichkeiten der Endveredelung. Oder eben mit ganz eigenen Entwürfen, die wir dann in unserer hauseigenen Modellbauabteilung individuell realisieren und anschließend fertigen. Wir kombinieren traditionelles Handwerk und moderne Technik, so dass wir in der Lage sind, auf jeden Kundenwunsch einzugehen – egal aus welchem Teil der Welt der Auftrag eingeht.

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Stichwort Ausland: Wie kommt es, dass sich RECKLI schon als sehr junges Unternehmen auf den internationalen Markt getraut hat?

Die Einführung der Matrizen war ein so durchschlagender Erfolg, dass die Formen sehr schnell auch im Ausland nachgefragt wurden. Wir haben bereits Mitte der 70er-Jahre begonnen, in den Nahen Osten zu exportieren. Die orientalische Bauweise ist oft so detailreich und individuell, dass die Nachfrage nach einem Produkt wie unserem groß ist. Bis heute ist RECKLI im Nahen Osten so aktiv, dass wir 2014 die Tochtergesellschaft RECKLI Middle East in Sharjah in den Vereinigten Arabischen Emiraten gegründet haben. Unser internationales Engagement beruht auf einem globalen Konzept mit lokaler Ausprägung. Das heißt, dass wir eine internationale Strategie verfolgen, die sich den örtlichen Gegebenheiten anpasst. Die Arbeit im Ausland hat uns früh gezeigt, dass die Trends regional stark variieren. Der deutsche Markt entwickelt sich anders als der australische oder russische. Deshalb entwickeln und fertigen wir unsere Modelle und Matrizen vor Ort in Australien, den USA, den Vereinigten Arabischen Emiraten und China. Heute sind wir in rund 65 Ländern mit eigenen Filialen oder exklusiven Partnern vertreten.

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Auch auf dem heimischen Markt war RECKLI in den vergangenen Jahren sehr aktiv und hat mehrere neue Produkte lanciert.

Unser Verständnis von Ästhetik wandelt sich ständig. Uns ist wichtig, dass wir Trends nicht nur erkennen, sondern auch selbst aktiv gestalten. Es geht eben nicht mehr nur um die Strukturierung von Beton. Die Designs werden immer individueller und erfordern neue Techniken. Deshalb bieten wir Fotogravur- und 3D-Matrizen an, mit denen ganz neue optische Effekte an einer Fassade möglich sind. Weil auch Endveredelung und farbliche Gestaltung wichtiger werden, haben wir unsere Produktpalette um Produkte wie artico und das Staining-System NAWTONE erweitert. Am Markt besteht nur, wer bereit ist sich neu zu erfinden und sich etwas traut. Deswegen sind wir zum Beispiel eine Kooperation mit dem Photovoltaik-Spezialisten Heliatek eingegangen und forschen gemeinsam zum Thema Solar-Beton.

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Eine neue Herausforderung?

Und eine Chance! Wir wollen unseren Beitrag zum grünen Gebäude der Zukunft leisten. Heliatek hat eine organische Photovoltaiktechnologie entwickelt, mit der Solarzellen auf eine Folie aufgebracht werden können. So können Fassaden zur Gewinnung von Solarstrom genutzt werden – die Herausforderung ist nur, die Folie in die Betonelemente einzubetten. Deshalb hat Heliatek uns als Spezialist um Hilfe gebeten und vertraut auf unser Knowhow. Wir arbeiten gemeinsam an einer Lösung und bereiten das Produkt für den Markteintritt vor. Die Solar-Betonfassade wird eine grüne Revolution im Gebäudedesign einleiten.